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Beitrag vom 08.09.2003
Klüngeln & Netzwerken
Ilka Fleischer
Zwar lautete das Motto der 11. Bundesversammlung von Schöne Aussichten e.V. "Politik trifft Schöne Aussichten"- am Anfang konzentrierte frau sich allerdings auf die Kunst des Klüngelns...
Eigentlich stand die Auftaktveranstaltung zur 11. Bundesversammlung von Schöne Aussichten e.V., dem bundesweiten, branchenübergreifenden Verband selbständiger Frauen, ja unter dem Titel "Kurze Drähte zwischen Unternehmerinnen und Politik". Nachdem die geladene MdB Anja Hajduk (Bü90/Grüne) allerdings stau-bedingt verhindert war, sprang Anni Hausladen, Netzwerk-Expertin und Mit-Autorin von "Die Kunst des Klüngelns" ein. Mit einem kurzen Klüngel-Workshop legte sie eine solide Basis für zukünftiges Netzwerken zwischen Politik und Wirtschaft.
Viele Nicht-Kölnerinnen mögen mit "Klüngeln" Filz und Vetternwirtschaft verbinden. Wenn Anni Hausladen und Gerda Laufenberg allerdings zum Klüngeln auffordern, beziehen sie sich natürlich auf eine positivere Interpretation: Sie sprechen vom "Ausräumen von Schwierigkeiten im Vorfeld einer Beziehung" oder davon, "sich alle Türen offen zu halten, ohne im Durchzug zu stehen." Dabei unterscheiden sie das Klüngeln vom Networking insofern, als dass letzteres der globalen Vernetzung diene, während Klüngeln als persönliche Strategie zur eigenen Vernetzung fungiere.
Bei der Auftaktveranstaltung zur 11. Bundesversammlung von Schöne Aussichten e.V. forderten die Klüngel-Expertinnen die geladenen Vereinsfrauen, Unternehmerinnen und Funktionärinnen aus diversen Berufs- und Unternehmerinnen-Verbänden zunächst einmal auf, mit drei Frauen zu klüngeln, ohne geschäftliche Themen anzuschneiden, sprich: zum Smalltalk. Mit der Nachfrage "Wie viele Visitenkarten haben Sie jetzt?" erinnerte Anni Hausladen an den Kern-Gedanken des Klüngelns - mit Warm-Up- und Non-Business-Gesprächen das persönliche Netzwerk auszubauen.
Unter dem Titel "Das Märchen von der Qualifikation" präsentierte sie die zentralen Ergebnisse einer IBM-Studie, wonach der geschäftliche Erfolg nur zu 10% von der Qualifikation abhänge, wohingegen das Image mit 30% und der Bekanntheitsgrad mit 60% zu Buche schlage. Demnach müsse letzterer im Zentrum jeder Erfolgs-Strategie stehen. Hierbei sei zwischen dem "Gestreuten Klüngeln" und dem "Gezielten Klüngeln" zu unterscheiden. Bei der Suche nach Dienstleistungen, Produkten oder Partnerinnen gebe es zum einen die Möglichkeit, möglichst viele Kontakte zu aktivieren, das eigene Anliegen also zu streuen. Dabei sei vor allem auf die Ansprache von Multiplikatorinnen zu achten. Beim gezielten Klüngeln ginge es hingegen um die Selektion besonders aussichtsreicher AnsprechpartnerInnen für ein spezielles Vorhaben.
Einwände aus dem Publikum, derartiges Klüngeln könnte u.U. "schleimig" und "voller Kalkül" daher kommen, stellten die Autorinnen ihren Leitgedanken entgegen, wonach stets auf eine Win-Win-Relation zu achten sei - Geben und Nehmen sollten immer ausgewogen sein.
Bleibt zu hoffen, dass diese Rechnung bei zukünftigen Treffen von Unternehmerinnen und Politikerinnen aufgeht - ja vielleicht zunächst überhaupt erst einmal aufgestellt werden kann...
Die Kunst des Klüngelns. Erfolgsstrategien für Frauen.
von Anni Hausladen, Gerda Laufenberg
Rowohlt Tb. 2001
Broschiert - 264 Seiten
ISBN: 3499611708
Preis: EUR 8,50200583556975" .